Die Zukunft der Gesundheit ist schon heute digital
Diabetes Wenn sich die gesamte Welt im digitalen Wandel befindet, dann macht das auch vor dem Gesundheitswesen nicht Halt. Aber was bedeutet eigentlich E-Health und welche Vorteile ziehen PatientInnen daraus? Eine Spurensuche.
Was erledigen wir heute nicht alles elektronisch? Wir buchen Leihautos und Hotels über das Smartphone, Bankgeschäfte werden schon seit vielen Jahren über E-Banking abgewickelt. Dank der EU-Roamingverordnung ist sogar das Selfie vom Flughafen Zagreb für einen Österreicher keine Kostenfalle mehr, sondern längst alltäglicher Standard. Dank diverser Kommunikations-Apps findet selbst der Kontakt mit unseren Freunden und Verwandten quantitativ betrachtet primär digital statt.
Wer diese Entwicklungen beobachtet, dem wird bald klar: Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die digitale Revolution auch in solche Lebensbereiche vordringen wird, in denen sie bisher noch nicht oder noch nicht so stark präsent war. Allerdings gibt es einen Bereich, in dem sie schon lange stattfindet, auch wenn wir das nicht immer so deutlich wahrnehmen. Die Rede ist vom Gesundheitssystem und das Stichwort dazu lautet E-Health.
Ein facettenreiches Wort
Der Begriff ist zwar nicht in aller Munde, führt aber auch kein Nischendasein mehr und beginnt sich langsam, aber sicher durchzusetzen. Was jedoch alles dazugehört, das wissen bis dato immer noch vor allem Fachleute. Höchste Zeit also, zumindest kursorisch die mannigfaltigen Aspekte eines Themengebietes zu beleuchten, das uns alle in der näheren Zukunft immer stärker betreffen wird.
Bereits im Kindergarten haben wir den Spruch gelernt: „An apple a day keeps the doctor away“. Für sich genommen ist das natürlich Blödsinn, das wussten wir spätestens beim ersten Knochenbruch. Da haben auch Omas Äpfel nicht geholfen. Richtig ist aber die dahinterliegende Botschaft: Ohne einen entsprechenden gesunden oder ausgewogenen Lebensstil ist auch die höchstentwickelte Medizin chancenlos, uns möglichst lange gesund und fit zu halten.
Gesundheit beginnt nicht erst beim Arzt
Der erste Schritt zur Gesundheit ist also die Vorsorge – und da sind viele Dinge dazuzurechnen, an die wir prima vista eher nicht gedacht hätten. So gibt es etwa eine App, die den täglichen Wasserkonsum mitzählt. Genügend trinken ist ja wichtig, nicht nur im Sommer. Andere Apps berechnen anhand eingegebener Daten wie der Körpergröße Vorschläge für einen ausgewogenen Ernährungsplan. Dazu kommen diverse sportbezogene Programme, die Kalorienverbrauch, gelaufene Kilometer oder leistungebezogene Statistiken im Fitnesscenter liefern.
Das sind alles alltägliche Dinge, die an der Schnittstelle zwischen Lifestyle und Gesundheit liegen. Einen Profit haben wir davon jedenfalls, alleine schon deshalb, weil die Datenaufzeichnung über einen längeren Zeitraum stattfindet und uns so valides Datenmaterial liefert, ohne dass wir mühsam Buch führen müssen.
Lösungen für besondere Bedürfnisse
Wer tiefer in die Materie eindringt, entdeckt bald speziellere Bereiche. Als Beispiel sei hier das vielfältige Angebot für Diabetiker erwähnt. Auch hier existieren Apps, die etwa auf die Ernährung spezialisiert sind und dabei einen besonderen Fokus auf die Bedürfnisse des Blutzuckerspiegels legen. Mit kleinen Zusatzgeräten ist es darüber hinaus möglich, diesen und auch andere Kennzahlen zu messen, etwa die Körpertemperatur oder den Puls.
Was wir hier erkennen: Die Gesundheitsvorsorge des 21. Jahrhunderts kennt keine Zettelwirtschaft mehr, sondern ist digital und vernetzt. Damit sollte auch die Frage beantwortet sein, was E-Health eigentlich bedeutet: Den Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen. Damit ist klar, dass auch Datenverarbeitungsprogramme in Krankenhäusern und im Rettungswesen hineinzurechnen sind, ebenso natürlich Verwaltungsservices auf staatlicher Ebene.
Power to the Patient
Aber es gibt noch einen weiteren Bereich, der einzubeziehen wäre. Wir alle kennen Websites, auf denen wir Bewertungen über Restaurants oder Filme abgegeben können. Das ist natürlich auch bei Ärzten möglich – längst haben verschiedene Anbieter die Möglichkeit geschaffen, etwa Freundlichkeit des Personals, Wartedauer, Kompetenz des Arztes und andere Aspekte mit Sternen oder Schulnoten zu versehen.
Im Umkehrschluss ermöglichen es und diese Plattformen, nach Alternativen zu suchen, wenn wir mit unserem bisherigen Stammarzt nicht mehr zufrieden sind oder aus anderen Gründen – Ortswechsel, Pensionierung, Urlaub, Wochenende – einen neuen benötigen. Ein spannender Aspekt dieses Wandels ist jedenfalls, dass er eine Revolutionierung des Denkens mit sich bringt: Waren Ärzte früher die Götter in Weiß und Gesundheitsversorgung eine Sache des Obrigkeitsstaates, so sind die angeführten modernen Entwicklungen meistens dezentral und auf private Initiative entstanden. Man könnte also sagen, dass durch E-Health die Macht im Gesundheitssystem ein Stück weit Richtung PatientIn wandert. Aber letztlich geht es dann doch um ein Miteinander – digital wie persönlich.