Über die Ursachen und Auswirkungen von Rückenbeschwerden (individuell sowie volkswirtschaftlich) wurde bereits genug geschrieben. Ändern wir einmal den Standpunkt und betrachten die

Individuellen Bedürfnisse von Menschen

Gisela S. arbeitet viel in ihrem Garten. Wegen anhaltender Schmerzen und Kribbeln in den Beinen konsultiert sie einen Orthopäden. Dieser diagnostiziert einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule. Er empfiehlt ihr ein gezieltes Rücken Aufbautraining in der Hoffnung, eine Operation zu vermeiden.

Günter F. ist Teamleiter in einem IT-Unternehmen. Bildschirmarbeit und Meetings prägen seinen Arbeitstag. Er klagt über Verspannungen im Hals/Nacken-Bereich.

Franziska T. freut sich auf ihr Baby, das Sie in 6 Monaten bekommen wird – ihr geht es zum Glück ausgezeichnet.

Alle drei Personen haben eigene Bedürfnisse und Rahmenbedingungen:

  • Frau S. würde alles für ihre Genesung tun. Für sie ist positive Zusprache ein entscheidender Erfolgsfaktor.
  • Wohlbefinden durch muskuläre Lockerheit soll für Herrn F. neben seiner beruflichen Tätigkeit erreichbar sein.
  • Die Vorbereitung auf die zukünftig veränderte Statik im Körper während der Schwangerschaft sowie das Heben bei der Kleinkindbetreuung möchte Frau T. in harmonischem Ambiente mit Gleichgesinnten erleben.
DI Roland Kirst MSc
Diplomierter Gesundheitsrückentrainer und Mitgründer von Rückenhilfe.at.

Wichtig ist, dass akute Beschwerden – ins besonders chronische Schmerzen - auf jeden Fall vor einem Training mit dem Arzt abgeklärt werden!

Individuelle Bedürfnisse können dann durch passende Gruppengröße, Zusammensetzung der Gruppe, Ausmaß der persönlichen Betreuung (Empathie), Trainingsintensität und Fortschrittsgeschwindigkeit berücksichtigt werden. Dabei gelten für alle Formen des Trainings gleichermaßen Allgemeine Grundlagen für einen nachhaltig gesunden Rücken!

STABILITÄT – wird passiv durch Knochen, Gelenke und Bänder, aktiv durch die Muskulatur sowie koordinativ durch die Steuerung über das Zentralnervensystem erreicht.

Die Bedeutung von Stabilität und Kontrolle unserer Bewegungsmuster fassen White & Panjabi, zwei bedeutende Forscher im Bereich der Biomechanik zu der Aussage: „STABILITÄT = BEWEGUNGSKONTROLLE = SCHMERZKONTROLLE“ zusammen. Dabei sind 3 Ebenen der Körperkontrolle für funktionelle Bewegungsmuster gleichermaßen von Bedeutung.

  • Die physiologisch optimale aufrechte Haltung wird durch die globale Muskulatur gesteuert. Dadurch werden alle Gelenke in Mittelstellung belastet und Muskeln ihrer Funktion entsprechend eingesetzt.
  • Die Becken-/Rumpfkontrolle mit physiologischer Lendenlordose (global stabilisierende Muskulatur) - schützt die Wirbelsäule in Belastungssituationen.
  • Die segmentale (lokale) Stabilität kontrolliert wie ein Sicherheitsgurt die Bewegung zwischen den Wirbelsegmenten und sorgt dafür, dass in Belastungssituationen eine optimale Kraftübertragung innerhalb der Wirbelsegmente gewährleistet ist.

Die Koordination zwischen den lokalen und globalen Rumpfmuskeln ist analog dem Zusammenspiel der Musikinstrumente eines Orchesters. Der Beitrag jedes einzelnen ist wesentlich für die Harmonie.

Bedienungsanleitung für unsere Wirbelsäule

Sehen sie die 3 Prinzipien wie eine Kurzfassung der Bedienungsanleitung für ihre Wirbelsäule! Viele unterschiedliche Übungen und Wege führen zum Ziel. Jeder Mensch hat eine andere physische und psychische Ausgangsposition, die für ein harmonisches Ganzes zu berücksichtigen ist. Beim Üben helfen präzise Anleitungen und unmittelbares Feedback, um lebenslang eingefahrene Bewegungsmuster durch neue funktionellere zu ersetzen.

Im Spektrum zwischen konservativer Behandlung (Operation), Physiotherapie und beschwerdefreiem Alltag ist ausreichend Bewegung unter Berücksichtigung der globalen und lokalen Stabilität in den Bewegungsmustern der wesentlichste aktive Beitrag für Ihren gesunden Rücken!