Insulin-Therapie: Informieren statt fürchten!
Diabetes Insulin ist Therapiemittel für alle die, denen es an dem Stoffwechselhormon mangelt. Was der Start einer Insulintherapie bedeutet, weiß Elsa Perneczky, Diabetes-Beraterin und Leiterin der Landessektion Wien für die Österreichische Diabetikervereinigung, aus ihrer Arbeit mit Betroffenen.
Elsa Perneczky, Sie haben in Ihrer Praxis und Ihren Selbsthilfegruppen häufig mit Diabetikern (Typ II) zu tun, die eine Insulintherapie starten oder starten wollen. Was bewegt diese Menschen?
Für viele ist die Insulintherapie eine große Umstellung im Verlauf ihres Diabetes und seiner Behandlung. Die Einnahme von Tabletten empfinden sie mitunter noch nicht als Behandlung einer fortschreitenden Krankheit. Nicht vergessen: Die Diagnose des Diabetes Typ II ist oft zufällig. Krank fühlt man sich damit anfangs häufig nicht. Bleiben die Blutzuckerwerte jedoch trotz individuell angelegter Basistherapie - Lebensstilmodifikation, Bewegung, bewusste Ernährung und Tabletten -schlecht, ist das eine Indikation für die Insulingabe, auch als Kombi-Therapie. Spätestens jetzt werden sich viele Betroffene ihrer Krankheit bewusst.
Haben Patienten Angst vor dieser Umstellung?
Jeder Diabetiker hat seinen Therapieplan, der Folgeschäden möglichst verhindern soll. Diese machen den Patienten am meisten Angst. Andere Ängste sind die vor Unterzuckerung, vor einer Einschränkung des bisherigen Alltags, vor Übergewicht. Angst entsteht oft aus Unwissenheit. Ich kann viele Ängste ausräumen, indem ich den Menschen zuhöre und sie rechtzeitig informiere. Wer weiß, was er an Nährwerten isst, der kann der Angst vor Übergewicht zum Beispiel mit einer bewussten Ernährung entgegen treten.
Warum sollte man die Insulintherapie zeitgerecht beginnen und sie aus Angst nicht hinauszögern?
Der rechtzeitige Einstieg in die Insulintherapie kann vor Folgeschäden bewahren und sollte erfolgen, solange die eigene Insulinproduktion noch nicht erschöpft ist. Oft genügt eine Insulingabe täglich unter Beibehaltung der Blutzuckertabletten. Das fällt den meisten Diabetikern, die mir begegnen, leichter als erwartet. Ich höre oft die Worte: „…hätte ich das gewusst, hätte ich eher Insulin genommen!“
Wie erleben Patienten die Umstellung auf Insulin?
Unterschiedlich, viele heißen die aktive(re) Teilhabe an der Therapie willkommen, selbst ältere Menschen, andere brauchen etwas länger, um im Alltag damit gut zurecht zu kommen. Die meisten fühlen sich dank der besseren Stoffwechselkontrolle auch körperlich besser: weniger müde, weniger anfälliger gegenüber Infekten, kurz: insgesamt fitter.
Welche Tipps geben Sie Patienten für den Einstieg in die Insulintherapie mit auf den Weg?
Informieren Sie sich umfassend über Insulin und seine Wirkung! Nutzen Sie Diabetiker-Schulungen. Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe! Und vernachlässigen Sie keinesfalls die Basistherapie!