Lebensstilveränderung - eine große Kampfansage an unseren inneren Schweinehund
Über Volkskrankheiten Volkskrankheiten sind weit verbreitete Erkrankungen wie Zuckerkrankheit, Bluthochdruck oder Lungenkrankheiten, die oft Folgen eines ungesunden Lebensstils sind. Oft genügt ein kleines Umdenken, sich manche Dinge im alltäglichen Leben bewusst zu machen und zu verändern, um grobe Folgeschäden zu verhindern und auf Dauer die Lebensfreunde sogar zu erhöhen. Allerdings hält oft der „innere Schweinehund“ dagegen.
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin
Eine Zeit, wo viele Dinge des alltäglichen Lebens sich vereinfacht haben. Körperlich schwere Arbeit, viele manuelle Arbeiten und lange Fußmärsche sind durch Maschinen ersetzt worden, sei es am Arbeitsplatz oder in der Freizeit. Wir fahren jeden Meter mit dem Auto, jede Stiege meiden wir und steigen in den Lift. Sogar zum Fitness Studio im ersten Stock fahren wir mit der Rolltreppe. Essen ist im Überfluss vorhanden. In unserer zivilisierten Gesellschaft leisten wir es uns sogar, ein Drittel der Nahrungsmittel auf den Müll zu werfen. Ein Hungergefühl kennen viele nicht mehr, wir essen im Fastfood-Treff ums Eck oder stecken schnell ein Fertiggericht in die Mikrowelle. Es muss schnell gehen, damit wir mehr Zeit vorm Fernseher oder Computer verbringen können.
Aber ist das alles gesund?
Bewegungsmangel und Fehlernährung führt zu Übergewicht. Folgeerscheinungen sind sehr häufig Zuckerkrankheit, Bluthochdruck und erhöhte Blutfette deren Folgen frühzeitiger Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen sind. Durch Rauchen wird das Risiko dafür noch deutlich angehoben. Auch die Häufigkeit von Krebserkrankungen ist bei Fehlernährung und bei Rauchern höher. Zusätzlich wird durch Übergewicht und mangelnde sportliche Belastung der gesamte Bewegungsapparat in Mitleidenschaft gezogen durch frühzeitige Abnützungserscheinungen und Entwicklung von chronischen Schmerzzuständen. Das Resultat sind langwierige bis chronische Behandlungen, lange Krankenstände und Frühpensionierungen, die letztendlich enorme Folgekosten haben, unsere Wirtschaft belasten und die wir auch direkt zu spüren bekommen.
„Man muss nicht zum Marathonläufer oder Vegetarier werden, um gesund zu leben.“
Was können wir tun?
Wir haben heute eine ganze Menge von Medikamenten zur Verfügung, mit denen wir Folgeerscheinungen eines nicht achtsamen Lebensstils behandeln können. Allerdings können wir damit nur Schadensbegrenzung betreiben, eine echte Heilung ist in den seltensten Fällen möglich.
Das, was Medikamente nicht können, kann in vielen Fällen sehr wohl eine Lebensstiländerung. Oft geht es nur um kleine Veränderungen, die durchaus große Auswirkungen haben können. Es ist allerdings am Anfang vor allem Willensarbeit, eine Änderung des Lebensstils auch umzusetzen. Alle Stiegen zu steigen, das Auto öfters stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen oder mit den Öffis zu fahren, bringt schon sehr viel. Wieder in sich hineinhorchen, bewusster zu essen, Hunger wieder zuzulassen und bewusst zu erleben, öfters selbst frische Nahrungsmittel zuzubereiten sind Anregungen, die man leicht durchführen kann. Die wichtigste Maßnahme allerdings ist mit dem Rauchen aufzuhören, davon profitiert man am meisten.
Aus Studiendaten wissen wir, dass auch leicht Übergewichtige, die sich ausgewogen ernähren und moderat Sport betreiben, genauso gesund sind wie normalgewichtige Menschen. Es ist nicht notwendig, den Lebensstil radikal umzustellen, das birgt auch wieder Gefahren in sich. Extremer Sport und extreme Ernährungsweisen sind ebenfalls ungesund. Aber wenn wir es schaffen, viele Menschen zu einer veränderten Lebensweise zu bringen, würden sich viele Volkskrankheiten mit all ihren Folgen verhindern lassen.