Schmerzfrei ohne Medikamente
Stoffwechselerkrankungen Volkskrankheiten wie Diabetes haben für PatientInnen einen besonders unangenehmen Effekt: Schmerz. Medikamentenbehandlung funktioniert, hat aber Nebenwirkungen. Für Betroffene gibt es mit der Hochtontherapie einen Ausweg.
Facharzt für Neurochirurgie, Spezialist für Schmerztherapie
„Zuckerkrankheit ist heute eine sehr weit verbreitete Krankheit, auch aus Lifestylegründen“, weist Brezovsky auf grundlegende Probleme hin. Diabetiker leiden unter vielen Folgen ihrer Krankheit, so werden etwa die Nieren in Mitleidenschaft gezogen, aber auch die Sehkraft kann leiden. Ein weiterer Folgeschaden ist die sogenannte Polyneuropathie. Dabei wird eine größere Zahl an Nerven geschädigt. „Das äußert sich durch Brennen oder Kribbeln, kann aber auch durch eine Gefühlsstörung bemerkbar werden“, erläutert der Schmerzarzt. Polyneuropathie kann auch durch übermäßigen Alkoholkonsum, Kontakt mit Schwermetallen oder bei Chemotherapie auftreten. In allen Fällen ist die Folge sehr unangenehm – nämlich Schmerz.
Medikamente sind nicht unproblematisch
Grundsätzlich ist ein Leben mit diesen Nebenwirkungen möglich, es gibt eine Vielzahl von Medikamenten. Diese haben aber natürlich auch ihre Tücken, so Brezovsky: „Viele Medikamente helfen bei den Symptomen nicht sehr, außerdem machen sie oft benommen. Dazu kommt oft noch eine weitere Schädigung der Nierenfunktion, was
gerade bei Diabetikern besonders problematisch ist“. Brezovsky, der auch eine Schmerz-Hotline betreibt, rät daher zu nicht-medikamentöser Behandlung. Eine Variante davon ist die Elektrobehandlung, deren frühe Vorläufer bereits in der Antike angewandt wurden. Die modernen Varianten sind Gleich- und Wechselstrombehandlungen, wobei letztere den Vorteil haben, dass auch Patienten mit Metallimplantaten wie etwa künstlichen Hüftgelenken behandelt werden können.
Schmerzlinderung durch elektrische Impulse
Die Hochtontherapie ist eine noch verhältnismäßig junge, aber sehr weit fortgeschrittene und vor allem effiziente Art der Schmerztherapie. Die Muskeln und Nerven werden durch elektrische Impulse oder geringe Stromstöße stimuliert.
Für den Patienten sind die Behandlungen unkompliziert, schildert der ausgebildete Facharzt für Neurochirurgie: „Sie kommen in die Praxis, danach werden in einem ruhigen Raum Elektroden an die Füße, Unter- und Oberschenkel gelegt. Die Behandlungen dauern jeweils rund eine halbe Stunde, wenn der Patient gut darauf anspricht auch ein bisschen länger“.
Angenehme Nebeneffekte
Die Patienten spüren in den Füßen ein angenehmes Kribbeln, manche berichten auch von einer angenehmen Wärme, die sie durchströmt, was an der besseren Durchblutung liegt. „Die Leute fühlen sich danach besser, haben mehr Kraft und Ausdauer sowie bessere Muskelkontrolle. Die Erfolgsquote liegt mit über 80 Prozent sehr hoch“, weist der Schmerzspezialist auf die positiven Effekte der Hochtontherapie hin. Eine Schmerzreduktion setzt oft schon nach wenigen Tagen ein, eine Besserung von Gefühlsstörungen dauert etwas länger. Allerdings ist die Anwendbarkeit der Hochtontherapie nicht auf die Folgen von Diabetes beschränkt. Speziell Musiker und Tänzer greifen mittlerweile gerne auf diese Methode zurück, weil verspannte Muskelareale durch Auflegen von Wechselstrom führenden Elektroden gelockert werden und die geförderte Durchblutung schnellere Regeneration zur Folge hat.
Breites Wirkungsfeld
Darüber hinaus hat die Hochtontherapie auch einen allgemein durchblutenden Effekt auf die Organe, berichtet der Experte: „Unter anderem werden auch die Nieren besser durchblutet, was ihre Funktion verbessert – ganz im Gegensatz zu den klassischen Medikamenten, die die Nierenfunktion eher belasten“. Rückenschmerzen, degenerative Gelenkerkrankungen wie etwa Kniearthrose, Migräne und Kopfschmerzen und Ödembehandlung sind weitere, erfolgreiche Anwendungsfälle: „Auch hier hilft die Hochtontherapie“, erläutert Brezovsky, der allerdings einschränkt: „Wenn ein Patient einen Herzschrittmacher mit Defibrillator oder eine akute Venenthrombose hat, würde ich keine Hochtontherapie durchführen.“ In dem meisten anderen Fällen gibt es aber keine Kontraindikation. Was bleibt, ist eine Variante, auf angenehme Art Schmerzen zu lindern und die Medikation zumindest zu reduzieren – oder im Idealfall auf Dauer ganz ohne sie auszukommen.