Diabetes die kalte Schulter zeigen
Diabetes Taylor Vause ist Eishockey-Profi und hat Diabetes Typ 1. Eine inspirierende Geschichte darüber, wie der sympathische Kanadier von Angst und Unwissenheit zu Power und Entschlossenheit fand.
- Interview
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Taylor Vause im Interview
Taylor, mit 17 Jahren wurde bei dir Diabetes diagnostiziert. Was war deine erste Reaktion?
Definitiv Angst! Mein erster Gedanke war, dass meine Eishockey-Karriere vorbei ist. Auf einmal stand alles, worauf ich einen Großteil meines Lebens hingearbeitet habe, vor dem Aus. Aber als ich mehr über Diabetes erfahren und mit den Menschen, die mich unterstützen, gesprochen habe, wusste ich eines: Ich kann immer noch ein glückliches, gesundes Leben führen und auch Sportler sein.
Damals habe ich zwei Anrufe von früheren NHL-Spielern erhalten, die auch Typ 1 Diabetes haben. Das war eine große Hilfe für mich, von Sportlern in meiner Situation zu erfahren, dass man es trotzdem schaffen kann! Diabetes wird dich nicht aufhalten, das zu tun, was du liebst!
Stichwort Unterstützung: Wie haben Familie und Freunde reagiert?
Als ich die Diagnose bekam, war meine Familie so schnell wie möglich an meiner Seite. Obwohl es wirklich eine harte Zeit war, hat mir ihre Unterstützung viel bedeutet. Eines der schwierigsten Dinge war aber, dass viele eigentlich nicht wirklich verstanden haben, womit ich mich da jetzt auseinandersetzen muss. Aber ich habe meine Krankheit nie versteckt. Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, desto eher können sie dir helfen.
Und was war mit deinen damaligen Teamkollegen?
Am Anfang war das Verständnis leider nicht so groß, weil es das schlechteste Eishockey-Jahr meiner Karriere war. Ich hatte das Gefühl, als würde ich einen riesigen Rucksack mit mir herumschleppen. Diabetes ist eine „unsichtbare“ Erkrankung und das ist manchmal schwer zu verstehen. Nach und nach wuchs das Verständnis aber und somit ging es stetig wieder bergauf. Mittlerweile bin ich in der Lage, mein eigener Diabetes-Experte zu sein.
Hast du an irgendeinem Punkt in der Karriere jemals ans Aufhören gedacht?
Nein, niemals! Ich hatte immer eine große Leidenschaft für Eishockey. Ich liebe das Spiel und liebe es, mich mit voller Energie dafür einzusetzen. Es war nicht immer leicht und natürlich gab es auch schwierige Zeiten – so wie bei allen anderen Dingen, mit denen du fertig werden musst. Ich hatte das Glück, dass ich mir meine Begeisterung für den Sport durch all meine Ups and Downs behalten habe.
Seit letztem Jahr spielst du bei den Vienna Capitals. Wie sieht eigentlich der Alltag eines Sportlers mit Diabetes aus?
Am Morgen führe ich als erstes eine Blutzuckermessung durch, um zu wissen, wo ich stehe. Eigentlich beginnt jeder Tag schon mit der Nacht zuvor, da ich eine Insulinpumpe habe und so die Einstellungen planen kann. Während des Tages teste ich meinen Blutzuckerspiegel mehrmals. Abhängig davon, was ich esse, ob ich ein Workout, Training oder ein Spiel habe, programmiere ich meine Insulinpumpe.
Jeder Tag ist ziemlich durchgeplant. Was ich über die Jahre gelernt habe, ist, dass Diabetes eine sehr erfahrungsbasierte Erkrankung ist. Jedes Mal wenn ich mit irgendeiner Situation umgehen muss, mache ich mir Notizen und lerne für das nächste Mal.
Dabei lernt man bestimmt, richtig auf seinen Körper zu hören, oder?
Genau! Der Denkprozess mag für Menschen ohne Diabetes vielleicht sehr intensiv sein, aber für mich ist das mittlerweile ganz normal. Ich kann mich erinnern, als ich eines Morgens aufgewacht bin und nicht mehr genau gewusst habe, wie es war, keinen Diabetes zu haben.
Das war eine knallharte, aber zugleich auch gute Einsicht, weil es zeigte, dass es mir einfach in Fleisch und Blut übergegangen ist. Mein Körper ist mein eigener Alarm. Man muss lernen, Situationen schnell zu verstehen und wissen, was zu tun ist. Man versucht einfach sicherzugehen, dass man sich so gut wie möglich fühlt.
Inwiefern hilft dir dein Team, Diabetes zu managen?
Das Verständnis meines Teams und der ganzen Organisation hier ist super. Mit steht zum Beispiel auf der Bank immer Saft zur Verfügung, weil das meine Art ist, mit niedrigem Blutzucker umzugehen. Schon als ich bei den Caps zu spielen begann, habe ich viel mit meinen Trainern darüber gesprochen, was ich brauche, um erfolgreich zu sein.
Es gibt eine offene Kommunikation, die ganz generell auch für andere Lebenssituationen wichtig ist. Meine Krankheit muss mich nicht behindern – manchmal passiert es vielleicht, aber gemeinsam können wir damit umgehen.
Apropos gemeinsam: Zusammen mit den Capitals hast du letztes Jahr eine Diabetes-Initiative gestartet. Wie wichtig ist dir Bewusstseinsbildung?
Spenden für Diabetes in Österreich zu sammeln, war für mich eine tolle Erfahrung. Das zu organisieren, meine eigenen Hockey-Jerseys zu designen und gleichzeitig Bewusstsein zu schaffen, war großartig! Man kann so viel von anderen Menschen mit Diabetes lernen. Die Bewusstseinsbildung ist aber auch zwischen DiabetikerInnen wichtig.
Jeder ist anders, jeder hat ein anders Management und jeder hat eine andere Insulinsensitivität. Mein Ziel mit „Taylor’s Type 1s“ ist es eben, Kindern mit Diabetes zu zeigen, dass es Hoffnung gibt! Wir laden Kinder zu unseren Spielen ein und wenn sie mich in Aktion sehen, zeigt das, dass Diabetes dich einfach nicht stoppen kann!
Welche Empfehlungen hast du für andere Menschen mit Diabetes – speziell für all jene, die auch eine professionelle Sportkarriere erreichen möchten?
Als erstes sollte man wissen: Es kann nur besser werden! Mein erstes Jahr mit Diabetes war sehr herausfordernd – sowohl physisch als auch psychisch, weil mein Körper sich einfach nicht so gut angefühlt hat, wie es jetzt der Fall ist. Mein Diabetes-Management war noch nicht dort, wo es hätte sein sollen.
Aber je länger ich mich damit beschäftigt und daraus gelernt habe, desto besser wurde es. Lerne aus deinen Erfahrungen und schäme dich nie für deine Krankheit! Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, desto besser verstehen sie, wie du damit persönlich und im Alltag umgehst. Sei nicht schüchtern, sondern offen! Versuche positiv zu denken, sei dein eigener Boss und manage Diabetes so gut du kannst – dann wird alles gut!
Taylor’s Tipp: Lerne aus deinen Erfahrungen und schäme dich nie für deine Krankheit! Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, desto besser verstehen sie, wie du damit persönlich und im Alltag umgehst.
Q & A with Taylor Vause
You were diagnosed with diabetes at the age of 17. What was your first reaction?
Definitely fear! My first thought was, that my hockey career is over. All at once the one thing I dedicated a lot of my life to, was just going to be gone. But the more I learned about it and the more I talked to people, who supported me, I have got to know that it was still possible to live a happy, healthy life and be an athlete.
Back then I got two calls from former NHL-players with type 1 diabetes. That was a big part for me, hearing from someone in my position, that you can actually do it! Diabetes is not going to stop you from doing what you love!
Talking about support: How did your family and friends react?
When I was first diagnosed with diabetes, my family was by my side as quick as they could be. Even though it was a hard time, having them with me and supporting me helped a lot. The toughest part for people without diabetes is that they really don’t understand what you are dealing with. I’ve never been someone to hide my disease. The more people know about it, the better people can help you.
What about your teammates back then?
At the beginning there was not a lot of understanding because my first year was my worst year of hockey I’ve ever had. I felt like I had a giant monkey on my back! Diabetes is an invisible disease and that’s sometimes hard to understand. But there was a gradual progression of understanding and eventually everything slowly became better. Now I am in a situation, where I am my own expert.
Have you ever thought about quitting hockey at any point?
No, I never did! I’ve always had a passion for hockey, I love the game and I love committing myself to it. It has not been easy at any time. There have been tough times too – like any other thing you’re dealing with. I’ve been fortunate to maintain my passion through all my ups and downs in my career.
You’re now playing with the Vienna Capitals. Could you give our readers a general idea how daily life as a professional hockey player with diabetes looks like?
First thing I do when I wake up in the morning is a blood test to figure out where I am at. Actually, each day starts with the night before. I have an insulin pump and plan out my pump settings for the next day. I test my blood sugar level several times throughout the day.
Depending on what I eat, if I workout, practice or have a game, I adjust my pump settings accordingly. Each day is very scheduled now. What I’ve learned over the years is that diabetes is a very experience-based disease. Every time I deal with a certain situation I make notes of it and learn for the next time.
You really learn to listen to your body, I guess?
Exactly! The thought-process for someone who isn’t dealing with diabetes is a lot to handle but for me that is just part of what I do now. I remember waking up one morning with the realization that I wouldn't know what it would be like not to have diabetes. That was a tough realization but also good at the same time because it became my second nature. My body is my own alarm clock. You have to be able to read situations and know what the best plan of action would be. You simply want to make sure that you’re feeling as well as you can.
In which way is your team helping you to manage diabetes?
The understanding of the organization has been very good. For example we always have juice on the bench because that’s my way of dealing with low blood sugars. From the very beginning I communicated and discussed with my trainers what I need to be successful with my disease.
There is an open line of communication and I think that is very good for me and anyone else in my or any other life situation. My disease doesn’t have to interfere with what I am doing. Maybe it does sometimes but we can work together to make it the best it can be.
Together with the Capitals you started a Diabetes-initiative last year. How important is awareness for you?
Raising money for Diabetes Austria was amazing from my perspective. Putting that together, designing my own jerseys and raising awareness was just awesome! You can learn from other people’s experiences a lot. Everyone is different, everyone’s management is different and everyone’s insulin sensitivity is different.
So awareness is also important from one diabetic to the next. My goal with “Taylor’s Type 1s” is to show kids with type 1 diabetes that there is hope out there! We’ll try to bring kids to the games for a meet and greet after the game. If they see me in action maybe it will become clear that diabetes doesn’t have to stop you from anything.
What kind words of advice do you have for others diagnosed with diabetes – especially for those, who seek to have a professional sports career?
First of all: Things get better! My first year with diabetes was really challenging, both physically and mentally, because my body wasn’t feeling as good as it is now. My management wasn’t where it needed to be. I just simply didn’t know much about it. As long as you commit yourself to taking initiative and learning about the disease, it will get better.
Learn from every experience and never be embarrassed about your disease! The more people know about it, the better they can understand what you are dealing with as a person, but also on a day-to-day-basis. Don’t be shy about it, you can definitely be open. Be positive and just own it! You can manage it to your best ability – and things will get better!
Taylor’s tip: Learn from every experience and never be embarrassed about your disease! The more people know about it, the better they can understand what you are dealing with as a person, but also on a day-to-day-basis.
Für weitere Fragen kontaktiert Tayler über seine Diabetes-Initiative "Taylor's Type 1s"! // For further informations go to Taylors Diabetes initiative "Taylor's Type 1s"!